Lage

Hoch über dem Ortskern liegt an exponierter Stelle die evangelische Bartholomäuskirche zu Unterleinleiter. Sie bildet mit dem angrenzenden Schloss eine bauliche Einheit.

Ihr heutiges Aussehen wird in erster Linie vom wuchtigen Kirchturm bestimmt, dessen heutige Form erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts geschaffen wurde.

Die alte Kirche war von einem ummauerten Friedhof umgeben und durch eine Tür in der Schlossmauer mit dem Schlossgebäude verbunden. Die Erbauungszeit der Kirche ist urkundlich nicht nachzuweisen.

Baugeschichte

Der älteste urkundliche Hinweis befindet sich im Archidiakonatsverzeichnis des Bistums Bamberg von 1421. Die älteste Urkunde - ein Aktenstück aus dem 13. Jh. in welcher der Pfarrei gedacht wird befand sich im Seckendorff´schen Archiv. Das Archiv wurde wahrscheinlich im Jahre 1879 verkauft und als Altpapier vernichtet. Die vorhandenen Kirchenbücher reichen bis zum Jahre 1645 zurück. Durch Brandschatzung im 30jährigen Krieg gingen wertvolle Unterlagen verloren. Im Pfarrbuch von 1833 wird nach Recherchen des damaligen Pfarrers die Entstehung der Pfarrei und Kirche auf das 11. Jahrhundert angesetzt. Zur Begründung weist er auf den byzantinischen Baustil der ältesten Bestandteile der 1848 abgebrochenen Kirche hin und auf die orientalischen in der Zeit der Kreuzzüge üblichen Embleme eines an der alten Kirche als Grabmal angebrachten Wappens. Von 1696 bis 1843 wurde die Kirche von beiden Konfessionen im sogenannten Simultangebrauch genutzt. Juristisch wurde das Simultaneum im Jahre 1854 aufgehoben. In dieser langen Zeit der Doppelnutzung, in der sich letztendlich keiner für die Erhaltung der baulichen Substanz zuständig fühlte, geriet das Kirchengebäude in einen zunehmend schlechten Zustand. 1841 wurde der Grundstein für eine katholische Kirche gelegt und am 29. Juni 1846 erfolgte die Weihe der St. Peter und Paul Kirche in Unterleinleiter.

1716 Das Langhaus der Kirche wird ausgebessert.

1778 Die Kirche wird zum Teil neu gebaut. Das bischöfliche Vikariat und die hiesige Rittergutsherrschaft von Seckendorff haben den Bau reichlich mit Gold und Materialien unterstützt.

1799 Erneuter Umbau der Kirche. Welcher Art, geht aus den Rechnungen nicht klar hervor. Gesamtaufwand: 204 Gulden und 17 Kreuzer.

15. Mai 1848 Abtragung des Schiffes der baufälligen Kirche bis auf die Grundmauern.

26. Juni 1848 Grundsteinlegung für Kirche und Sakristei. Der Grundriss der neuerbauten entspricht dem der alten Kirche. An der Nord- und Südseite des Schiffes finden sich statt der bisherigen zwei nun drei Fenster. Die Sakristei hat auf der Ost- und Nordseite je ein Fenster, auf der Westseite eine Türe.

Chorraum und Kirchenschiff liegen nicht auf einer Längsachse. Dieses nicht ungewöhnliche Charakteristikum in manchen Kirchen Nordeuropas soll auf das geneigte Haupt Christi bei seinem Tod am Kreuz hinweisen.

25. August 1850 Weihe des neuerbauten Gotteshauses. Auf Wunsch der Gemeinde erhält auch die neue Kirche den Namen des bisherigen Patrons St. Bartholomäus. Baukosten 5.197 Gulden und 10 ½ Kreuzer.

1863 Das Kirchendach wird umgedeckt.

1900 Das Gotteshaus wird innen gründlich renoviert. Der Chorraum wird um eine Stufe höher gelegt als das Schiff.

1938 Einbau des elektrischen Lichtes

1972 und 1978 Außenrenovierung. Am 12. Nov. 1977 riss ein Sturm den Querbalken des Turmkreuzes von der Spitze. Im Juli 1978 wurde das Kreuz v. Dachdeckermeister Riedl aus Aufseß abgenommen. Das Landesamt f. Denkmalpflege ordnete an, dass die Kuppel zu vergolden und das Kreuz schwarz zu streichen sei. Im Gegensatz zum ursprünglichen Zustand (1840). Im Oktober 1978 wurden Kuppel und Turmkreuz wieder aufgesetzt.

1979 Innenrenovierung

1992 Kirchturmrenovierung und Neueindeckung

2000 Innenrenovierung. Wasseranschluss in die Sakristei. Beim Verlegen der Wasserleitung wurde im Untergeschoss der Sakristei eine mit dem Schriftbild im Erdreich liegende Grabplatte freigelegt. Es handelt sich vermutlich um die aus dem Chorraum stammende Grababdeckung des letzten Patronatsherrn auf Veilbronn Christoph Siegmund v. Streitberg, geb. 23.04.1642, - gest. 10.05.1685.

Geschichtliches aus der Kirchengemeinde

Der Ursprung der Pfarrei ist nicht festzustellen. Gewisse Kunde vom Daseyne dieser Pfarrei hat man vom Jahre 1448, welche aber wahrscheinlich schon früher bestanden und ihre Gründung einem der Herren von Schlüsselberg, die Gutsherren von Unterleinleiter waren und als Beförderer frommer Stiftungen bekannt sind, hauptsächlich zu verdanken hat. 1347 starb das Geschlecht aus." Aus Dr. Eisenmann, J. Anton 11. Fortsetzung -

Die Kirche war bischöfliches Lehen. Otto Stuebech, vom Dienstmannengeschlecht der Schlüsselberger und wohl bischöfl. Vogt auf Neideck, bekam 1348, ein Jahr nach dem Tode des letzten Schlüsselbergers, die Burghut über das Castrum und die Lehensherrschaft der Kirche übertragen, die dann auf seine Söhne überging. Noch 1488 wird Konrad Stübech als Lehnsherr der Kirche genannt. Danach fiel das Lehen wieder an das Hochstift zurück. Ungeklärt ist, wer weiter im 14. und 15. Jahrhundert wirklich die Lehensherrschaft über die Kirche ausübte. Hier gehen historische Berichte auseinander. Zuverlässige Quellen gibt es erst ab 1530, als die Brüder Reiner und Georg v. Streitberg die Kirche "samt dem 1/3 Zehend zu Guten Neudorff" von der Künsfeldschen Vormundschaft kauften. Von da ab übten die Ritter von Streitberg bis zum Tode des letzten männlichen Nachkommens im Jahre 1690 das Patronatsrecht aus. Einer von ihnen, Dietrich von Streitberg auf Greifenstein-Burggrub führte 1580 die Reformation ein. Die Lehensherrschaft fiel, wie bereits bemerkt, 1690 an das Bistum Bamberg zurück. Es ist nicht geklärt, wer ab diesem Zeitpunkt nun das Patronatsrecht ausübte. Wahrscheinlich das Bistum Bamberg (siehe Einführung des Simultaneums 1696). Die hiesigen Adligen kümmerten sich z.T. um die finanziellen Belange der Kirche, doch ob sie patronatsrechtliche Befugnisse hatten, geht aus den Quellen nicht eindeutig hervor.

Kircheninneres

Von der mittelalterlichen Kirche ist nur noch der Chorraum (Altarraum) erhalten. Bei Renovierungsarbeiten im Jahre 1979 entdeckte man in der nördlichen Wand neben dem Eingang zur Sakristei eine mit Sandsteinplatten ausgekleidete Wandnische. Sie diente wohl damals als Sakramentsnische. Zur Restaurierung des heute neugotischen Altars musste der Altartisch samt Aufbau abgenommen werden, dabei kam ein älterer Altartisch aus Stein ans Tageslicht. Es handelt sich dabei um einen gemauerten Sockel und einer darauf liegenden massiven Sandsteinplatte. Im Sockel unter der Altartischplatte befindet sich eine kleine rechteckige Öffnung, vermutlich zur Aufbewahrung eines Altarreliquiars, welches möglicherweise in den Altar der neuerbauten kath. Kirche überführt wurde. Nach Restaurierung wurde der neugotische Altar wieder aufgesetzt. Das Schiff der Kirche ist völlig einheitlich. Kanzel, Kirchenbänke, Emporen sind im selben Stil gehalten. Licht empfängt der Chorraum durch ein Fenster auf der Süd- und ein Buntfester auf der Ostseite. Letzteres ist eine Stiftung derer von Seckendorff. Der gesamte Chorraum war bis zum Chorbogen Grabstätte der früheren Adeligen und ihrer Angehörigen. Noch erhaltene Grabplatten wurden gehoben und als Epithaphien an der Ostwand aufgestellt. Die Westempore trägt die Orgel. Sie hat 8 Register und wurde vom Orgelbauer Weineck aus Bayreuth im Jahre 1850 für 800 Gulden gefertigt. Der Taufstein aus feinem Zeiler Sandstein gemeißelt trägt die Inschrift: "Gestiftet von Freunden aus Barmen 1849"

Glocken

1797 zerspringt beim Mittagsläuten die aus dem Jahre 1490 stammende Glocke. Sie wird neu gegossen und geweiht. 1844 berstet wiederum eine Glocke. Es wird eine neue mit dem Grundton C angeschafft. Kosten 455 Gulden. 1892 zerspringt im Winter die kleinere Glocke. Da das bisherige Geläut zu schwach war, wird die größte Glocke nunmehr die kleinste und 2 neue Glocken werden 1893 angeschafft. Kosten: 2.684,40 Mark. 1917 muss die Gemeinde an die Heeresverwaltung 2 Bronzeglocken für Kriegszwecke abgeben. 1921 erhält die Kirche 3 neue Gussstahlglocken. Dieses Geläut besteht bis zum heutigen Tage.

Orgel in der Bartholomäuskirche Unterleinleiter

Das Instrument wurde 1850 vom Bayreuther Orgelbauer Ludwig Weineck mit sieben Registern, die sich auf einem Manual und Pedal verteilen, nach dem Schleifladenprinzip gebaut.

Im Jahre 1981 wurde das einmalige Werk mit einem zweiten Manual erweitert, ebenso das Pedalwerk. Die letzte Reinigung und Verbesserung an der Pedalklaviatur nach ergonomischen Gesichtspunkten wurde im Jahre 2006/07 durch den Orgelbaubetrieb Maderer, Nürnberg durchgeführt. Seit nunmehr 60 Jahren sitzt Rudolf Löw an der Orgelbank und begleitet mit seinem Spiel alle kirchlichen Veranstaltungen der Gemeinde.

Aus den Aufzeichnungen von Wilhelm Dicker,
Zusammenstellung: Rolf Pätschinsky
Impressum Ev-lth. Pfarramt